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Auf der Ruhr von Schwerte bis Mühlheim
  vom 21. – 24.05.2009

Ruderkamerad Hans- Werner Klane vom Ruderverein Berlin 1878 hatte schon desöfteren von seinen Jugendjahren im Essen-Werdener Ruderclub erzählt. Nach wie vor ist er dort Zweitmitglied und verfügt noch über gute private Kontakte dorthin. So war es relativ einfach eine Ruderfahrt auf der befahrbaren Ruhr zu organisieren. Interessiert meldeten sich insgesamt 9 RuderkameradInnen von der RvB, dem BRC Ägir und dem Richtershorner Ruderverein. Bedauerlicherweise musste Peter Schulz krankheitsbedingt absagen. Am Mittwochmittag wurde der Bootstransport mit einem Doppelvierer mit und einem Doppelzweier von HW in bewährt souveräner Art bereits von der RvB zur Einsatzstelle in Schwerte unternommen. Die Richtershorner Ilka, Gabi, Sven und Siggi konnten sich nach etwas früherem Arbeitsschluss auf die 560 km – Autofahrt machen.

Noch am sehr späten Abend hatte zu unserer Freude die Wirtschaft des EWRC geöffnet, so dass es noch einiges vom Grill und Bierhahn für den Gaumen gab. HW konnte in seiner Vorbereitung die Wirtschaft nicht für die tägliche Frühstücksbereitstellung gewinnen.

Wir haben es uns aber vor der Turnhalle des Ruderclubs an jedem Morgen bei gutem Wetter mit einem selbst bereiteten Frühstück gemütlich machen können. Mit den Supermarktangeboten gelang doch immer ein abwechslungsreiches Frühstück. Highlights war an zwei Tagen die Riesenpfanne Rührei.

  <- Riesenpfanne Rührei

Unser VL war auch täglich nach frischen Brötchen unterwegs während sich der oder andere Ruderkamerad es sich noch in seinem Schlafsack gut gehen ließ.

 

1. Ruderetappe Schwerte - Witten

Der erste Rudertag auf der Ruhr hatte unter anderem 5 Umtragestellen und eine Bootsgasse auf dem Hindernisprogramm.

Bei Ankunft an der Einsatzstelle des Kanu- und Surfvereins Schwerte wurden beide Boote, die schon am Vorabend vom Bootshänger dort abgelegt waren, aufgeriggert. Sven organisierte für den Herrentagseinstieg und überhaupt zum Auftakt einer gelungenen Rudertour eine Lage frischen Bieres.

 

 

 <- Svenis Herrentaglage


Der zu unserem Bedauern schon niedrige Wasserstand zeigte uns aber gleich die Gefahren an der Einsatzstelle. Kiesbänke, Untiefen und ein wenig Strömung verlangten doch ein wenig Obacht beim Einsatz der Boote. Mit dem Vierer konnten wir die Herausforderung recht gut bewältigen. Bei Einsatz des Zweiers gab es doch ein wenig Diskussion über Anstellwinkel zu der zu beachtenden Strömung und überhaupt. Glücklicherweise trat kein Bootsschaden auf. Der eigensinnige Ruderkamerad sah hier seine Meinung wenigstens als falsch ein. Im Bereich der Einsatzstelle hat der Kanuverein für seine Übungen ein wahres Hängewerk an Slalomstangen aufgebaut.

<- der Stangenwald  

 

 


Unvermeidbares Berühren mit dem Oberkörper verursachte uns aber keine Blessuren.

Nach fünf Kilometer Ruderfahrt dann die erste erforderliche Umtragestelle. Die Boote mussten etwa 200 m bis unterhalb des Wehres Westhofen transportiert werden. Besonders das Einsetzen des Vierers im Unterwasser über eine steile Treppe erforderte doch eine gewisse Logistik.

 


 <- die erste Umtragungsübung

Zusätzlich erschwerend war der unsichere Stand auf dem Betonpodest, welches mit Schlamm belegt war.

2 km weiter war der Hengsteysee mit einer max. Stauhöhe 4,6 m erreicht. Am Wehr Hengsteysee dann die nächste Schikane – Umtragen durch den Tunnel. Entfernung von Ober- zu Unterwasser etwa 50 m. An diesem Himmelfahrtstag hatten wir interessiertes Publikum von dem nahe gelegenen Gasthaus „Zum Schiffswinkel“.

Nach 2 km Ruderarbeit am Kraftwerk Stiftsmühle wiederum Umtragen. Der Steg oberhalb erleichtert wenigstens das Anlegen und Ausladen.

Zum Unterwasser mussten wir die Boote über Steintreppen parallel zum Ufer tragen. Das Ufer ist hier mit Klamotten bestückt und eine rostige angenagte Spundwand erfordert hier besondere Beachtung. Mit vorsichtigen Ruderschlägen näherten wir uns dem freieren Wasser.

In ein paar Hunderten Meter hatten wir das Bootshaus des Ruderclub „Westfalen“ von 1929 in Herdecke erreicht. Hier gönnten wir uns erst einmal eine Imbisspause um für die Nachmittags-/Abendseinheit gerüstet zu sein.

Bald war der Harkortsee erreicht. Die Gewässerbeschreibung verkündet hier stolze 7,8 m Stauhöhe, empfiehlt aber unbedingt das rechte Fahrwasser einzuhalten. Dass sich Ausflügler hier eine Tour mit dem Dampfer gönnen erschließt sich dem verwöhnten Berliner nicht.

Nach wiederum 6 km Rudertätigkeit die 4. Möglichkeit sich beim Umtragen mit den lieb gewonnenen Tätigkeiten vertraut zu machen. Wir hatten nun langsam ein eingespieltes Team und konnten den Aufenthalt zeitlich einschränken.

Bei Ruhrkilometer 81 erwartete uns eine etwa 1000 m lange Stromschnelleneinheit mit Schwall und Steinen. Vorsichtig konnten wir diese für uns neue Herausforderung bestehen.

Fünf Umtragestellen des Tages hatte HW uns verordnet und diese erwartete uns nach weiteren 7 Kilometern. Die Gewässerbeschreibung gibt hier zwei mögliche Varianten vor:

- Umtragen vor dem ersten Wehr an der Fischtreppe vor dem Kraftwerk oder

- Umtragen über das Vereinsgelände des Ruder-Clubs Witten

Wir wählten den bequemeren Ausstieg über den Steg des Ruderclubs. Die Wirtschaft hatte nach einer Familienfeier eigentlich schon die Zapfhähne stillgelegt, aber die Chefin sah uns förmlich unsere durstigen Kehlen an. Nach diesem kurzen Labsal waren wir für den Bootstransport durch Gestrüpp und über einen wackligen Steg gerüstet.

<- unser Waldspaziergang 

 

 


An der Einsatzstelle war hier wieder der niedrige Wasserstand mit Geröllinseln zu beachten. Nach Unterqueren eines betagten Eisenbahn-Viaduktes hatten wir wieder gutes Fahrwasser erreicht.

Nach gemütlichen 3,5 km dann für uns die nächste Überraschung – eine Bootsgasse. Der eine oder andere Ruderer mag solch eine Einrichtung im Boot schon passiert haben, aber wir schauten voller Ehrfurcht auf den Wasserschwall besonders im Unterwasser. Wir stellten fest, dass wir auch mit Bug– und Heckleinen besonders im Unterwasser Mühe hatten die Boote an die Betonkante zu bekommen.

 

 

 <- erste Bekanntschaft mit einer Bootsgasse



Etappenziel hatte der VL auf dem Gelände der Canu Camping Freunde in Witten vorgegeben. HW konnte zur Unterstützung des Transportproblems seine Eltern gewinnen, denn die in Schwerte abgestellten PKW mussten zuerst nach Witten und anschließend zum Quartier in Essen kutschiert werden.

 

2. Ruderetappe Witten – EWRC

Die 2. Tagesetappe soll uns in den alten Heimathafen und Jugendruderrevier von HW bis zum Essen Werdener Ruderclub führen.

Nach ausgezeichnetem Frühstück fuhren wir alsbald zum Startort in Witten. Es hatte in der Nacht heftig geregnet und wir hatten demzufolge die Boote erstmal zu leeren.

Der Gewässerführer weist für diesen Rudertag die Bewältigung von fünf Bootsgassen, eine Umtragestelle und auch wieder Stromschnellen aus.

Gelegentlich kam es dazu, dass wir mit den Blättern im Flachwasser die Steine tuschierten. Vorsichtig kratzten wir uns vorwärts, obwohl wir der Empfehlung im ausgetonnten Bereich zu bleiben folgten.

Vor Hattingen erwarteten uns Stromschnellen. Aber wir kannten das ja schon und haben diese Passage gut bewältigt. In Hattingen durchtreidelten wir am rechten Ruhrufer eine Bootsgasse, die es bezüglich Strudel in der Gasse und im Unterwasser, jeweils gut mit Klamotten bestückt, in sich hatte.

 

 

 <- zur Orientierung





Gleich links daneben befindet sich eine Fischtreppe, noch weiter links daneben eine offenbar neue Bootsgasse.

 

<- sehr beeindruckend auch diese Treidelgasse  

 

 



Begeistert beobachteten wir einen Paddelzweier, der mit rasanter Fahrt diese Gasse durchfuhr.

Dann wieder Stromschnellen, die unsere Etappe interessant aufwertete.

 

<- über eine Badeanstalt in der Ruhr waren wir sehr überrascht!

Beim Steeler Ruderverein wurde dann noch ein wenig Flüssigkeit nachgetankt, bevor wir kurz darauf die ab hier geltende Ruhr-Schifffahrtsstrasse in Angriff nahmen.

Zum Abend hatten wir den Baldeneysee erreicht. Im See breitet sich regelmäßig die Wasserpest aus. Diese Pflanze wurde bereits aus Amerika kommend im 17. Jahrhundert erstmals in Europa angetroffen. Ökologisch sehr willkommen, weil diese Pflanze eine relativ hohe Sauerstoff-Produktionsrate hat. Das massenhafte Auftreten behindert jedoch regelmäßig die Schifffahrt. Auch wir machten ein wenig Bekanntschaft damit, denn mit den Skullsblättern blieben wir gelegentlich hängen. Der Veranstalter der Essener Hügelregatta, die regelmäßig im Mai stattfindet, muss zur Absicherung von fairen Wettkampfbedingungen dagegen ankämpfen.

Wer mehr über die Pflanze wissen möchte wird bei der Suchmaschine google.de schnell fündig.

Die letzten Meter kämpften wir uns durch die durch den heftigen Westwind teils weiß gekämmte See entlang der Regattastrecke bis zum Bootshaus des EWRC.

Wiederum Dank der Hilfe von Vater Klane hatten die Kraftfahrer die Ehre die Fahrzeuge vom Startpunkt abzuholen. Die Mannschaften konnten sich da bereits äußerer und innerer Körperpflege widmen. Eine späte Kollektiv - bildende Sitzung in einem mexikanischen Restaurant in Essen–Werden beschloss diesen Rudertag.

3. Ruderetappe EWRC – Mühlheim

Blick vom EWRC auf den Baldeneysee  

 

 



HW hatte bei der Rückführung der Pkws am Vorabend noch das Wehr Baldeneysee mit der beschriebenen Umtragestelle inspiziert. Wie wir schon erkennen konnten war diese Möglichkeit durch eine Baustelle versperrt. Die Boote wurden von uns nun gleich auf den Bootswagen belassen und vom EWRC ca. 1000 m über die Straße und den Uferweg bis hinter das Wehr gekarrt und über eine steile Treppe an einem kleinen Betonbauwerk zu Wasser gelassen.

 

<- eben eine Wanderfahrt

 

 

 

 

<- mit vereinten Kräften

 

 

 

  <- sichtlich zufriedener VL

 

 


Die Sonne gönnte uns ein paar Strahlen wohlige Wärme und die Ufer wirkten ansprechend auf die geschundene Seele. Bald erreichten wir Kettwig, ein Stadtteil Essens. Statt der Schleuse wählten wir die Umtragestelle am linken Ufer. Ein paar Motorsportfreunde kämpften hier am Oberwasser mit dem Flottmachen ihrer Gummiboote. Den Aufenthalt nutzten wir mit der Zufuhr genüsslicher Getränke. Beim Einsetzen am Unterwasser war hier die Vielzahl der Steine zu beachten. HW hatte bei der Fahrtvorbereitung auf die Notwendigkeit von Wasserschuhen verwiesen. Fast alle hatten das berücksichtigt und konnten hier tatkräftig mithelfen.

Sonne und kaum Wolken begleiteten uns auf der Fahrt bis zum Wassersportverein Mühlheim, dem Etappenziel. Hier konnten wir die Boote auf dem Sattelplatz des Rudervereins lagern.

Für den Nachmittag hatten wir uns noch Kultur verordnet.

Wir besuchten das im Jahre 1930 gegründete Deutsche Bergbau-Museum in Bochum.

 <- vor dem Bergbaumuseum

Dieses ist in einem ehemaligen Bunker ausgebaut worden. Wir fuhren dann stolze 17 m ein und erhielten anhand von Schautafeln und den ausgestellten Gerätschaften einen kleinen Eindruck von der anstrengenden Tätigkeit des Bergmanns von den Anfängen bis in die Gegenwart. Neben den technischen Ausstellungsstücken zeigt das Museum auch eine interessante mineralogische Sammlung.

Der Zeitraum war hierfür ausreichend bis zur Schließung um 17:00 Uhr gewählt. Von der in rund 60 m Höhe befindlichen Plattform des Förderturms hatten wir einen herrlichen Ausblick auf das „Herz des Reviers“.

Das nächste Kulturhighlight stand auf dem Programm; Die Eltern von HW hatten in deren Wohnsitz in Wachtendonk, ~ 15 km vor der Holländischen Grenze, zum ausgiebigen Spargelessen geladen.

Vater Klane geizte bezüglich Geschmack und Reichhaltigkeit nicht mit den schon gepriesenen Kochkünsten.

<- sehr willkommener Chefkoch  

 

 

 



Nachfolgend war zusätzlich, ausgenommen unsere Kraftfahrer des Abends, der eine oder andere Verdünner aus der „Hausapotheke“ notwendig.

 

4. Ruderetappe Mühlheim – „Wasserbahnhof“ Mühlheim Kettwig - Mühlheim

Zielstellung der Gesamtfahrt und eben auch dieser Tagesetappe war es, den Rhein zu erreichen. Ruderkameraden vom WSV Mühlheim machten uns hinsichtlich notwendiger Schleusungen aber wenig Hoffnung. Gut 2 km stromabwärts befindet sich die erste Schleuse am „Wasserbahnhof“ Mühlheim, die wegen schlechter Umtragemöglichkeit für Ruderer unbedingt genutzt werden muss. Wegen fehlender Festhaltemöglichkeiten beschloss unser VL aber hier umzukehren und noch einmal bis zum Wehr in Kettwig zu rudern. Die Ruhr ist hier gut angestaut und bereitet demnach für das Stromaufrudern keine zusätzlichen Anstrengungen. Das Gewässer hat hier in seiner Ausdehnung doch recht gute Sportbedingungen, was an diesem Sonntag auch eifrig von Ruderern genutzt wurde. Wir waren dann auch Augenzeuge wie man hier „Schiffe versenken“ spielt. Ein Rennachter des Mühlheimer Wassersport überfuhr einfach mal einen C-Zweier. Die Kameraden waren dann völlig überrascht jetzt ohne Heck auskommen zu müssen. Die Schadensregulierung wird sich vereinsintern sicherlich einfach gestalten. Wir waren auf jeden Fall gewarnt, konnten aber feststellen, dass ein Jugendrennzweier in Nähe des Campingplatzes an der AB – Brücke mit einem Gummiboot kollidierte und die Mannschaft ein erfrischendes Bad nahm. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hielten wir ausreichend Abstand.

 

Nach der Rückfahrt und dem Booteabriggern und -verladen hofften wir in einem der Bootshäuser noch ein Mittagsmahl zu bekommen. Leider war uns das nicht vergönnt, sodass wir vorerst mit fast leerem Magen die Heimreise antraten.

 

Trotz der vielen Umtragestellen war es durch das kameradschaftliche Miteinander doch keine Tortur de Ruhr geworden. Hilfreich waren bei den Umtragestellen die beiden kleinen Bootswagen, die vom Richtershorner RV zur Verfügung gestellt waren.

Dass das Ruhrgebiet auch Grünzonen aufweist, hat den Neuwasserruderer doch überrascht.

fotografiert von Gabi und Siggi,

aufgeschrieben von Siggi